Lokale Pflegebündnisse
Die Herausforderungen in der Versorgung älterer Menschen sind vielfältig. Neben der demografischen Entwicklung sowie veränderten familiären Strukturen, führt auch der Fachkräftemangel im Pflegesektor dazu, dass professionelle Pflege an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stößt.
Die Bundesgesetzgebung definiert die pflegerische Versorgung in §8 SGB XI daher als gesamtgesellschaftliche Aufgabe für welche die Länder, die Kommunen, die Pflegeeinrichtungen sowie die Pflegekassen gemeinsam verantwortlich sind.
Lokale Pflegebündnisse als Handlungsstrategie
Durch die Gründung lokaler Pflegebündnisse in den Gemeinden des Schwarzwald-Baar-Kreises sollen individuelle und den jeweiligen Ressourcen und Bedarfen entsprechende Lösungen in und für einen Sozialraum entwickelt werden. Dabei vollzieht sich ein Paradigmenwechsel. Die Verantwortlichkeit wird erweitert vom Gesetzgeber und den professionellen Leistungserbringern auf den gesamten Sozialraum bzw. von der staatlichen Versorgung hin zur Mitverantwortung von Verwaltung, Bürgerschaft, Vereinen, Ärzten, Kirchengemeinde, Arbeitgebern usw. im Sozialraum.
Lokale Pflegebündnisse sind daher als lokale Verantwortungsgemeinschaften zu verstehen.
Inhalt und Ziele von Lokalen Pflegebündnissen
Lokale Pflegebündnisse bieten eine Plattform für die oben genannten Akteure um gemeinsam eine lokale Altenhilfeinfrastruktur zu gestalten und sich über notwendige Pflege- und Unterstützungsstrukturen sowie Informations- und Beratungsstrukturen auszutauschen.
Die Akteure der Pflegebündnisse begegnen sich dabei auf Augenhöhe und arbeiten kooperativ.
Durch Bedarfsanalysen sollen Versorgungslücken definiert und unter Einbeziehen der lokalen Ressourcen gemeinschaftlich zukunftsfähige Lösungsansätze entwickelt werden.
Ziel der lokalen Pflegebündnisse ist zum einen die Etablierung von langfristigen und tragfähigen Strukturen der Vernetzung und Kooperation untereinander sowie der der Aufbau einer fallunspezifischen, altersgerechten und generationenübergreifenden Infrastruktur im Sozialraum.
Zum anderen soll das Netzwerk einzelfallspezifischen Anforderungen gerecht werden.
Die Partizipation der Bevölkerung durch Bürgerbeteiligungsformate ist dabei ein wichtiger Aspekt.
Des Weiteren soll der Sozialraum durch leicht zugängliche und gut verständliche Öffentlichkeitsarbeit für das Thema sensibilisiert werden.
Kümmerer/Koordinator des Lokalen Pflegebündnisses
Jedes lokale Pflegebündnis benötigt einen Kümmerer oder Koordinator. Er ist Schnittstelle sowohl zur Gemeindeverwaltung als auch zur Sozialplanung des Landkreises und koordiniert die Bündnispartner im Rahmen des Lokalen Pflegebündnisses.
Im Folgenden werden seine Aufgaben konkretisiert:
- In Absprache mit den Bündnispartnern legt der Kümmerer das Format und die Struktur der Bündnistreffen fest, z.B. Turnus, Protokoll, Moderation, Räumlichkeiten, Teilnehmerkreis.
- Der Kümmerer steht im Kontakt und engem Austausch zum Bürgermeister und zum Gemeinderat.
- Der Kümmerer hat Kenntnisse über in der Gemeinde bestehende Angebote und Netzwerke insbesondere in der Altenhilfe, erweitert ebenso in den Bereichen Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit Behinderung.
- Der Kümmerer bezieht aktiv lokale Ressourcen und Netzwerke ein und kooperiert mit diesen, auch sektorenübergreifend.
- Der Kümmerer bringt aktiv die Entwicklung von gemeinsamen Zielen für das Pflegebündnis voran. Die Ziele sollen dabei sowohl auf der Infrastrukturebene als auch der Einzelfallebene abgebildet sein.
- Der Kümmerer berät mit den Bündnispartnern über Quick Wins, also schnell umsetzbare Aktionen, welche einen sofort sichtbaren Mehrwert für die Bürger haben. Dadurch wird das Thema Betreuung und Pflege für die Bürger erlebbar und in der Öffentlichkeit platziert.
- Der Kümmerer legt den Prozess des Pflegebündnisses an und trägt zu einer kontinuierlichen gemeinsamen Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung bei.
- Der Kümmerer prüft und plant gemeinsam mit den Bündnispartnern die Durchführung eines Bürgerbeteiligungsformats wie z.B. aktivierende Befragung, Zukunftswerkstatt, Bürgerforum.
- Der Kümmerer kooperiert und tauscht sich aus mit der Stabsstelle Sozialplanung.