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28.05.2025

Tagung über den Bauernkrieg in Schwarzwald und Baar

Der BaarVerein veranstaltete jetzt gemeinsam mit dem Kreisarchiv Schwarzwald-Baar-Kreis eine Tagung zum Bauernkrieg vor 500 Jahren, die vielfältige Perspektiven auf das Thema eröffnete.

Die Tagung fand außerhalb des Kreisgebiets in Löffingen-Bachheim statt und das aus gutem Grund, denn genau hier erreichte der Aufstand im Oktober 1524 die Baar. Bis zum Juni 1525 sollte die Protestbewegung dann weite Teile des Kreisgebiets bis nach Furtwangen, Triberg und St. Georgen im Norden und Tuningen im Osten erfassen. Am 24. Mai, auf den Tag genau 100 Jahre vor der Tagung, fiel vorübergehend auch die Stadt Freiburg an die Aufständischen. Ging es bei den Protesten anfänglich nur um begrenzte Forderungen, nahm die Bewegung immer mehr revolutionäre Züge an und forderte schließlich eine neue Gesellschaftsordnung auf biblischer Grundlage.

Gut 60 interessierte Besucherinnen und Besucher waren in die gute gefüllte Drei-Schluchten-Halle gekommen, um genaueres über diese lange zurückliegenden Ereignisse zu erfahren, und sie merkten schnell, dass die neue Forschung so manches revidiert hat, was früher über den „Bauernkrieg“ in den Schulbüchern stand. Dass die Empörer nicht nur Bauern waren zum Beispiel, oder das Wort „Krieg“ unglücklich gewählt ist, weil es die Perspektive der Sieger fortschreibt und die Anliegen der Aufständischen vollkommen ausblendet.

Nach einem allgemeinen Überblick über die Ereignisse von Kreisarchivar Clemens Joos richtete Dr. Hiroto Oka den Blick auf die Landgrafschaft Stühlingen, in der die Konflikte zuerst ausgebrochen waren. Oka, der aus Japan stammt und zum Studium nach Konstanz gekommen war, hatte vor 30 Jahren über das Thema seine Dissertation verfasst und war nun extra aus Frankfurt angereist, wo er mittlerweile die Japanische Internationale Schule leitet. Wie er augenzwinkernd einräumte, war er auch deshalb gerne gekommen, um seiner Frau die Gegend zu zeigen, die ihn in seinem Studium so lange beschäftigt hatte.

Dr. Casmir Bumiller und Dr. Mathias Wider richteten in ihren Beiträgen den Blick auf die Rolle der Stadt Villingen, die sich den Bauern hartnäckig widersetzte, und die Entwicklungen um Löffingen, wo die Bewegung großen Anklang fand, und damit auf zwei gegensätzliche Pole auf der Baar. Dr. Detlef Herbner, der ebenfalls von weither angereist war, nämlich aus Düsseldorf, wo er heute Referatsleiter beim nordrhein-westfälischen Landtag ist, schlug schließlich einen weiten Bogen vom Ende des Bauernkriegs bis in die Gegenwart hinein, indem er die Folgen der Fürstenbergischen Landordnung von 1543 für die Siedlungsstrukturen im Hochschwarzwald aufzeigte. An dieser Ordnung zeigt sich, dass die Revolution des „Bauernkriegs“ zwar blutig niedergeschlagen worden ist, aber viele Anliegen der Aufrührer dann doch nicht ungehört verhallten. Auch das war eine Erkenntnis aus der Tagung.

Für den Abendvortrag hatten die Veranstalter den Präsidenten des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes Bernhard Bolkart eingeladen, um über die Bauernproteste der vergangenen Jahre zu berichten. „Nicht, dass wir glauben, dass das eine etwas mit dem anderen zu tun hätte,“ erläuterte Kreisarchivar Joos, „aber wir waren der Meinung, dass man über ein solches Thema nicht nur in der Vergangenheit sprechen kann, wenn unmittelbar vor unserer Haustüre neuer Protest stattfindet.“ Bolkart gab einen kenntnisreichen und unterhaltsamen Einblick in das Gemisch aus Richtlinien und Vorgaben, hohen Investitionen in die Betriebe bei immer niedrigerem Preisniveau für die Erzeugnisse und fehlender Planungssicherheit sowie mangelnder Wertschätzung durch die Politik, das sich 2023 öffentlich entlud. „Wenn ma uns Bure ebs überstülpt, dann were ma halt au mol bockig“, so Bolkart. Und da war sie dann vielleicht doch, die Parallele zu den Ereignissen vor 500 Jahren.