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18.07.2023

Aus Bioabfall wird Bioerdgas für 2000 Haushalte Deißlinger Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen / Braune Tonnen liefern erneuerbare Energie

Bioabfall ist ein Wertstoff, der es in sich hat. Das Unternehmen BRS Bioenergie verwertet in Deißlingen den Bioabfall aus den drei Landkreisen Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen – und wo bisher Strom ins öffentliche Netz eingespeist wurde, fließt ab sofort Bio-Erdgas in die Region. Die Landräte der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg nahmen die neue Anlage jetzt in Betrieb.


Eberhard Ludwig, Geschäftsführer der BRS Bioenergie GmbH, gab an der Biogasaufbereitungsanlage einen kurzen Überblick über das Projekt. „Hier werden jährlich aus bis zu 40.000 Tonnen kommunaler Biobfälle 25 Millionen Kilowattstunden reinstes Biomethangas entstehen“.  Seinen Recherchen zufolge, so Ludwig, sei dies in Baden-Württemberg die erste Biomethanproduktion aus Abfällen.
„Fortschrittliche Produktion verlangt fortschrittliche Präsentation“, so Eberhard Ludwig weiter. Deshalb habe er ChatGPT die Aufgabe gestellt, einen Lobgesang auf Biomethan zu verfassen. Das Ergebnis sorgte für zahlreiche Lacher im Publikum – denn die künstliche Intelligenz hatte die Aufgabe doch sehr wörtlich genommen: „Oh Biomethan, du edler Kraftstoff, aus den Resten unserer Gesellschaft geboren, du bist der strahlende Stern in der Dunkelheit der fossilen Brennstoffe“.

Eberhard Ludwig dankte allen am Projekt Beteiligten – neben dem Deißlinger Bürgermeister Ralf Ulbrich auch besonders den Verantwortlichen der drei Landkreise. „Die frühzeitige und weitsichtige Entscheidung der politischen Gremien und Verwaltungen der drei Landkreise für eine energetisch orientierte Bioabfallverwertung hat das zukunftsweisende Projekt der Biomethanerzeugung erst ermöglicht.“ Ein Dankeschön mit Sonderlob sprach er allen Mitarbeitenden von BRS Bioenergie aus, die seit Projektbeginn unter Baustellenbedingungen dafür gesorgt hätten, dass der Biomüll der Region trotzdem ordnungsgemäß verwertet worden sei.
Das nächste Projekt hat die BRS Bioenergie bereits in der Pipeline: Das CO2, das in der Biogasaufbereitungsanlage abgetrennt wird, soll in so hoher Qualität aufbereitet und verflüssigt werden, dass es selbst im Nahrungsmittelbereich verwendet werden kann.
„Seit mehr als 20 Jahren ist hier durch Tüftlergeist ein ökologischer Betrieb von Rang entstanden, der sich immer wieder neu erfindet.“ So beschrieb Landrat Dr. Michel das Unternehmen BRS Bioenergie in seinem Grußwort, das er stellvertretend für alle drei Landräte überbrachte. Er bezeichnete Deißlingen als ganz besonderen Ort – zum einen, weil er geographisch etwa der Mittelpunkt der Region sei, zum anderen, weil er symbolisiere, wie gut die Zusammenarbeit der drei Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar sei.


Tiefere Einblicke in die neue Technik gab Geschäftsführer Martin Handke. Der Prozess ist komplex: In der BGAA in Deißlingen wird das Rohbiogas, das bei der Vergärung entsteht, in Biomethan, also Bioerdgas, umgewandelt. Das im Rohbiogas enthaltene Methan muss dabei von Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff und Wasser befreit werden. Diese Bestandteile werden mit einem organischen Absorptionsmittel ausgewaschen, zurück bleibt fast nur noch Methan. Ihm muss noch Feuchtigkeit entzogen werden, bevor es an die Biogaseinspeiseanlage von terranets bw übergeben wird, die Schnittstelle für das öffentliche Gasnetz.
Rund 25 Millionen Kilowattstunden jährlich kann die Biomethanerzeugungsanlage in Deißlingen liefern – das bedeutet umgerechnet, dass rund 2.000 durchschnittliche Haushalte pro Jahr versorgt werden können.