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19.06.2023

50 Jahre Schwarzwald-Baar-Kreis: Großes Interesse an Wanderung entlang historisch bedeutsamer Grenze

Viel Interessantes und auch manches Amüsante zum Thema Grenzen und Grenzsteine erfuhren die rund 20 Teilnehmer der kleinen Wanderung entlang der Gemarkungsgrenze zwischen Schwenningen und Hochemmingen. Das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis hatte anlässlich des 50-jährigen Kreisjubiläums zur Wanderung eingeladen. Jürgen Hils, Vermessungstechniker beim Vermessungs- und Flurneuordnungsamt Schwarzwald-Baar-Kreis erzählte die Geschichte und Geschichten. Hils spürt in seiner Freizeit historische Grenzsteine auf, dokumentiert sie und recherchiert deren geschichtliche Bedeutung.

Auf dem Weg zum ersten historischen Grenzstein berichtete der Vermessungstechniker, aus welchen Landkreisen beziehungsweise Landkreisteilen der Schwarzwald-Baar-Kreis entstand und wie sich die politischen Grenzen und Herrschaftsgebiete auf dem heutigen Kreisgebiet über die Jahrhunderte veränderten. Heute ist der begangene Grenzabschnitt nur noch eine Gemeindegrenze zwischen den Städten Villingen-Schwenningen und Bad Dürrheim. „Bis 1971 verlief hier die Kreisgrenze zwischen den Landkreisen Rottweil und Donaueschingen, bis 1952 war hier die Landesgrenze zwischen den Ländern Baden und Württemberg sowie Württemberg-Hohenzollern“, berichtete Jürgen Hils. Von 1806 bis 1871 war die Grenze zwischen Schwenningen und Hochemmingen gar Staatsgrenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden. Zuvor verlief hier jahrhundertelang die Grenze zwischen württembergischem und fürstenbergischem Territorium.

Obwohl der Grenzabschnitt nur ein Kilometer lang ist, sind hier noch 14 alte Grenzsteine aus verschiedenen Jahrhunderten zu finden. Bei vielen davon sind Inschriften und Wappen noch eindrucksvoll erhalten, sie zeugen von der Geschichte dieser Grenze. „Die älteste eingemeißelte Jahreszahl lautet zwar 1673, doch schon in einer Beschreibung aus dem Jahr 1570 sind hier mehrere Grenzsteine erwähnt. Durch die Bewirtschaftung und die Witterung sind diese Kleindenkmale stark gefährdet, was an einigen von ihnen auch sichtbar wird“, betonte Jürgen Hils.

Heute kaum mehr vorstellbar sind die Auswirkungen dieser Grenzen in früheren Zeiten: militärische Auseinandersetzungen, konfessionelle Spaltung, Auswanderungsbürokratie bei einem Umzug ins Nachbardorf, Zollstellen und Straßen, die gesperrt wurden, um dem Nachbarn wirtschaftlich zu schaden. Das Großherzogtum Baden verbot beispielsweise württembergischen Salztransporten der Schwenninger Saline die Durchfahrt über das Gemeindegebiet von Dauchingen, um die Saline Dürrheim gegen Konkurrenz zu schützen. Eine andere heute kaum mehr bekannte Folge dieser Grenze war, dass in benachbarten Dörfern mehr als hundert Jahre lang verschiedene Kalender galten, so dass in Schwenningen Weihnachten zehn Tage später gefeiert wurde als in Hochemmingen. Der Ostertermin konnte bis zu fünf Wochen differieren.