Landesgrenzbegehung zwischen Deutschland und der Schweiz - ein Jahrhunderte alter Akt, der nicht trennt sondern verbindet
Alle sechs Jahre findet die Landesgrenzbegehung zwischen Deutschland und der Schweiz statt. Ende April war es soweit und der Grenzabschnitt zwischen dem Landkreis Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Kanton Schaffhausen wurde wieder überprüft. Vertreter der beidseits angrenzenden Kommunen sowie der deutschen und schweizerischen Vermessungs- und Zollbehörden nahmen die Grenze in Augenschein. Die Landesgrenzbegehung geht zurück auf ein Schriftstück des Schweizer Bundesrates vom 21. Juni 1893 sowie die badische landesherrliche Verordnung vom 5. April 1894 und hat somit eine gute Tradition.
Die gemeinsame Grenze erstreckt sich über etwa 15,3 Kilometer und wird durch 132 Landesgrenzzeichen markiert. Der Grenzverlauf folgt dabei teilweise natürlichen Gegebenheiten wie Bachläufen, verläuft aber auch quer durch Wälder und Felder. Der Großteil der Grenzsteine stammt noch immer aus dem Ursprungsjahr 1839.
Zur Begrüßung am Landesgrenzstein Nummer 497 erklärte Urs Gyseler vom Amt für Geoinformation des Kantons Schaffhausen den Teilnehmern die eingemeißelten Zahlen und Buchstaben. „Die originalen Landesgrenzsteine sind aus Kalkstein gehauen. In jeden Stein ist seine fortlaufende Nummer, die Jahreszahl, in der er gesetzt wurde, sowie ein „CS“ für den Kanton Schaffhausen und ein „GB“ für das Großherzogtum Baden gemeißelt. „Auf der Oberseite der Grenzsteine zeigt die eingemeißelte Linie den Verlauf der Grenze und somit die Richtung zum nächsten Grenzpunkt an.“
Bereits im Vorfeld der Begehung werden alle Grenzsteine von Moos befreit und ihre Beschriftungen nachgemalt, um die Lesbarkeit zu gewährleisten. Der Grenzverlauf wird vom Bewuchs freigelegt, sodass eine direkte Sichtlinie zwischen den Grenzzeichen besteht. Während der Begehung inspizieren die Teilnehmer gemeinsam jeden Grenzstein, egal wie schwer zugänglich er ist. Viele Grenzsteine stehen abseits aller Wege mitten im Wald in Steilhängen. Gemeinsam wird entschieden, ob fehlende oder beschädigte Grenzsteine durch neue ersetzt oder schief stehende aufgerichtet werden müssen. Das Ergebnis der diesjährigen Landesgrenzbegehung ist, dass lediglich zwei Grenzsteine wieder ins Lot gebracht werden müssen. „Trotzdem keine leichte Aufgabe, die so im Vorbeigehen erledigt werden kann. Wenn man bedenkt, dass so ein Grenzstein rund 300 Kilo wiegt“, merkt Robert Eichler vom Kreisvermessungsamt an.
Die Begehung der gemeinsamen Grenze ist immer auch eine Gelegenheit, sich in freundschaftlicher Vertrautheit persönlich und fachlich auszutauschen. Denn heute trennt die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz nicht sondern verbindet.
Am letzten Landesgrenzstein Nummer 628 mit Blick auf Nordhalden schließlich angekommen verabschiedet Michael Riede, Leiter des Kreisvermessungsamtes des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis, die Beteiligten mit dem Hinweis, dass noch offen sei, wann die nächste Landesgrenzbegehung stattfinde. „Aktuell ist ein neuer Grenzvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz im Abstimmungsprozess, in dem auch die Begehung und Überprüfung der Landesgrenze neu geregelt wird. Lassen wir uns überraschen!“, schließt er.